Der Daseinszweck ist das Spiel Neues Fußballstadion für Lausanne mit aussergewöhnlicher Optik

Das neue Fußballstadion „Centre sportif de la Tuilière“ liegt im Norden der Stadt Lausanne am Übergang vom dichten Stadtgefüge in den freien Landschaftsraum. Geplant wurde es in Kooperation von den Büros :mlzd und Sollberger Bögli Architektur, beide Teams sind langjährige Vectorworks-Anwender.


Das neue Fußballstadion ist für Fußballspiele und Großveranstaltungen konzipiert.

Eine Architektur, die emotionalisiert

Eine zweireihige Folge von insgesamt neun Fußballfeldern und einer Leichtathletikanlage samt Trainingszentrum bildet die neue Sportinfrastruktur „Centre sportif de la Tuilière“, geplant von den Büros :mlzd und Sollberger Bögli Architektur. Das Stadion vervollständigt die Idee dieser leicht versetzten, rechteckigen Felder. Mit seiner leichten Abdrehung gegenüber den Trainingsplätzen wird der Stadionplatz als stadtseitiger Auftakt zum Sportcampus inszeniert.

Das neue Fußballstadion ist ausschließlich für Fußballspiele und Großveranstaltungen konzipiert, besitzt also keine Mantelnutzung. Aufgrund des überschaubaren Programms und der Lage am Stadtrand kann der Entwurf den Fokus auf das Thema des Stadions als Sportbau richten. Dank seiner einprägsamen Struktur wird es zum Träger von Identität und Erinnerung.

Seine Architektur emotionalisiert, indem die steilen Ränge die Zuschauer dicht ans Spielgeschehen führen und das niedrige Dach die Geräuschkulisse der Fangesänge verstärkt. Damit leistet die Architektur mit baulichen Mitteln einen wesentlichen Beitrag zum Heimvorteil. Das Gebäude, die Geschichte und die Identität des „FC Lausanne-Sport“ sollen zu einem großen Ganzen verschmelzen.

Mit dem Aufklappen der vier Stadionecken trägt der Stadionentwurf der beengten Grundstückssituation Rechnung.

Die Atmosphäre des Stadions spürbar machen

Mit dem Aufklappen der vier Stadionecken trägt der Stadionentwurf der beengten Grundstückssituation Rechnung. Die spezielle Ecklösung erlaubt im Erdgeschoss einen großzügigen, freien Besucherfluss rings um das Gebäude herum und der Stadionplatz wird an die umgebenden Flächen angebunden.

Gleichzeitig entsteht ein gedeckter öffentlicher Raum, welcher zwischen Außen und Innen, zwischen Stadt und Fußballstadion vermittelt. Die Ecken dienen auch als Eingangsbereiche und geben erste Blicke auf das Spielfeld frei. So wird die Atmosphäre des Stadions bereits von außen spürbar.

Die Architektur emotionalisiert, indem die steilen Ränge die Zuschauer dicht ans Spielgeschehen führen.

Ein unverwechselbarer, ikonischer Ausdruck

Die aufgeklappten Ecken geben dem Bau auch einen eindrücklichen, unverwechselbaren, ja ikonischen Ausdruck eines konvexen Gefäßes und verweisen damit auf die Stadionnutzung und das Innenleben. Diese prägnante Figur ist auch im statischen Sinne relevant insofern, als die Ecken den an der oberen Kante des Baus angeordneten Ringträger auf Zug belasten und damit den vier Außenwänden Steifigkeit verleihen.

Im Sockelbereich sind die Ecken über ein eingeschossiges Betonband untereinander verbunden. Ästhetisch wird dadurch die äußere Schale des Stadions komplettiert. Funktional und visuell erlaubt diese „Ringmauer“ auch, die erdgeschossigen Nebenfunktionen wie Ess-, Zirkulations- und Aufenthaltsbereiche von der Umgebung loszulösen und ins Gebäude zu integrieren.

Der Umlauf wird durch Zugbänder gebildet, welche die vier Gebäudeecken untereinander verbinden.

Ein Ort der Vorfreude, des Austausches und der Begegnung

Einbeschrieben in diese äußere Schale ist eine zweite, innere Schale, gebildet durch die Geometrie der Tribünen. In den Tribünen ausgesparte „Mundlöcher“ gewähren Zugang zum Innersten. Der Zwischenraum zwischen den beiden Schalen ist eine Art Resonanzkasten des Spielgeschehens: ein Ort der Vorfreude, des Austausches und der Begegnung.

An den Schmalseiten dieser Räume fällt der Blick auf die abgetreppten Innenseiten der Ecken. Diese dienen als zusätzliche Erschließung zwischen dem Eingangsniveau und dem zuoberst angeordneten Umlauf und erbringen dadurch einen weiteren, funktionalen Mehrwert. Der Umlauf wird durch die bereits erwähnten Zugbänder gebildet, welche die vier Gebäudeecken untereinander verbinden. Mit dem Konstruktionswechsel, der sich an dieser Stelle vom schweren Beton unterhalb in den filigranen Stahl oberhalb vollzieht, wird der Umlauf auch architektonisch hervorgehoben.

Er ist ein Angebot an die Besucher, ihren Platz insbesondere bei Großveranstaltungen ohne Sektorentrennung auf verschiedenen Wegen aufzusuchen und dabei neue Perspektiven zu erleben. Hier wird spürbar, dass der oberste Punkt erreicht ist. Das Blickfeld weitet sich in alle Richtungen, es tut sich eine atemberaubende Sicht über die Stadt Lausanne, den Lac Leman und die Alpen auf.

So spektakulär das Äußere und die Ausblicke im Zwischenbereich, so ruhig sind die Linien im Inneren des Stadions.

Der Daseinszweck ist das Spiel

So spektakulär das Äußere und die Ausblicke im Zwischenbereich, so ruhig sind die Linien im Inneren des Stadions. Hier übernehmen das Spielfeld und die auf ihm agierenden Protagonisten die Dramaturgie. Nichts lenkt ab, die Sitzränge sind horizontal auch über die Ecken umlaufend. Die Mundlöcher, welche die innere Schale durchbrechen, integrieren sich mit der größtmöglichen Ruhe ins Bild. Selbst der Business- und VIP-Bereich sind in die Geometrie der Sitzränge integriert – alles muss sich dem Daseinszweck unterordnen: dem Spiel.

Die Außenansicht des Stadions wird an drei Seiten von den Geometrien der Unterzüge und Tribünenuntersichten beherrscht. An der Westseite hingegen zeichnet sich die Haupttribüne mit ihren besonderen Nutzungen deutlich ab. Durch eine filigrane Glashaut ist auf drei Etagen die Vielfalt der Garderoben-, Presse- und VIP-Bereiche sichtbar.

Sanfte Knicke zwischen den vertikal angeordneten Glasbändern unterstützen die Wahrnehmung dieser Fassade als leichter Glasvorhang. Seine fragmentierten Spiegelungen brechen den gewaltigen Maßstab des Gebäudes. Das Ganze dient nicht nur als Kulisse eines neuen Stadtplatzes, sondern schafft eine neue, wichtige Adresse für die Stadt Lausanne.

Die Außenansicht des Stadions wird an drei Seiten von den Geometrien der Unterzüge und Tribünenuntersichten beherrscht.

Eingefügt in die Landschaft

Die Umgebungsflächen rund um das Fußballstadion fügen sich in die Landschaft der Ebene „Plaines de loup“ oberhalb der Stadt Lausanne ein. Das angrenzende Flughafengelände, der kleine Flusslauf „Petit Flon“ und die begleitenden Gehölzpflanzungen bilden dabei den kontextuellen Rahmen.

Die grünen Volumen mehrerer Baumgruppen setzen ein Gegenüber zum Stadionkörper und zu den Sportplätzen. Naturwiesen und Wildsträucher erweitern den Naturpark. Die großzügigen Grünflächen prägen den Freiraum zum neuen Stadion.

Die grünen Volumen mehrerer Baumgruppen setzen ein Gegenüber zum Stadionkörper und zu den Sportplätzen. Naturwiesen und Wildsträucher erweitern den Naturpark.

Das CAD für Architekturbüros

Vectorworks gibt Architekten, Planern und Designern die Freiheit, in ihrem ganz persönlichen Stil zu entwerfen. Eine Reihe ausgereifter Werkzeuge macht aus Inspiration und dem hartnäckigen Erforschen der besten Lösung gutes Design. Überzeugen Sie sich von den Möglichkeiten!

Fußballstadion „Centre sportif de la Tuilière“

Projekt: Neues Fußballstadion für die Stadt Lausanne
Standort: 1001 Lausanne, Schweiz
Grundstücksfläche: 42'400 m2
Gebäudefläche: 19'200 m2
Bruttogeschossfläche: 10´151 m2
Struktur: 3 Stockwerke über Grund, 1 Untergeschoss, Beton und Stahl
Max. Höhe (=Tiefe): 16.60 m
Architekturbüros: Kollaboration zwischen :mlzd, Biel/Bienne und Sollberger Bögli Architekten AG, Biel/Bienne


Projekt-Team :mlzd:
Pat Tanner, Daniele Di Giacinto, Alain Brülisauer, Andreas Frank, Claude Marbach, David Locher, Adrian Widmer, Camille Schneider, Eliane Lehmann, Brigitte Ballif, Delphine Kohler, Robert Ilgen, Johannes Weisser,  Benjamin Minder, Julia Wurst, Pascal Deschenaux, Magdalena Haslinger, Tobias Cebulla, Claudia Schmidt, Jonatan Anders, Natascha Kellner

Projekt-Team Sollberger Bögli Architekten AG:
Ivo Sollberger, Lukas Bögli, Bernard Luisier, Silas Maurer, Kevin Fuchs, Josué von Bergen, Patrick Wüthrich

Tragwerksplanung & Fassadenplanung: Dr. Lüchinger+Meyer Bauingenieure AG Zürich

Artwork: Florian Graf, floriangraf.ch

© Fotografie Ariel Huber

Die Architekturbüros

:mlzd wurde 1997 in Biel gegründet und steht für ein vielseitiges Architektenkollektiv, das mittlerweile auf über 35 Erste Preise bei Wettbewerben und auf über 70 gebaute Projekte zurückblicken kann. Zu den ersten wichtigen Arbeiten zählen unter anderem die Neugestaltung des Präsidentenraums der UNO-Vollversammlung in New York, sowie die Erweiterungen des Historischen Museums und des Stadtmuseums in Rapperswil.
Weitere besondere Bauaufgaben wie die Besucherzentren der Schweizerischen Vogelwarte und des Flughafen Tempelhof in Berlin sowie der Neubau des Fussballstadions „de la Tuilière“ in Lausanne kamen in den letzten Jahren hinzu. Die Breite dieses Spektrums bringt den Wunsch des Büros zum Ausdruck, sich weder formal noch programmatisch festlegen zu lassen und sich stattdessen immer wieder neu auf die Bedürfnisse einer Bauaufgabe einzulassen.

:mlzd
Alleestrasse 25
2503 Biel/ Bienne

Sollberger Bögli Architekten AG wurde 2000 von Ivo Sollberger und Lukas Bögli in Biel gegründet. Die beiden Partner hatten hier schon gemeinsam die Fachhochschule besucht und fühlten sich dem Erbe der Solothurner Schule verpflichtet. Ivo Sollberger verbrachte ein Gastsemester in Harvard bei Rem Koolhaas. Nach dem Studium arbeiteten beide bei Herzog und de Meuron in Basel, woher ihr Interesse an der Erforschung neuer Materialien herrührt. Das Büro erzielte 21 erste Preise in Wettbewerben und realisierte 24 Projekte für private und öffentliche Bauherren.
Die Bauaufgaben reichen von Sportstätten über Museen und Fabrikgebäuden bis zum Krematorium. Bei jedem Entwurf stehen an erster Stelle der sorgsame Umgang mit dem Kontext und die Erfüllung der Funktion. Auf den zweiten Blick haben die Gebäude etwas Unerwartetes an sich und laden zu einer Auseinandersetzung ein. Je nach Aufgabe bestimmen Farbe, Licht oder Material die Architektur. Sollberger Bögli verarbeiten künstlerische Ansätze zu dauerhaften Strukturen.

Sollberger Bögli Architekten AG
Mattenstrasse 108
2503 Biel

Kollaboration zwischen :mlzd, Biel/Bienne und Sollberger Bögli Architekten AG, Biel/Bienne