Förderpreis für Schweizer Jungarchitekten Die Preisträger des Foundation Award 2021

In diesem Jahr hat das Zürcher Büro Comte Meuwly den Foundation Award, Förderpreis für Schweizer Jungarchitekten, erhalten. Auf dem zweiten Platz ist das Team Solanellas Van Noten Meister aus Zürich und den dritten Platz belegt Architektin Saikal Zhunushova von Oekofacta aus Winterthur.

Junge Architekturbüros in der Schweiz

Seit 2010 zeichnet der Foundation Award Schweizer Architekturbüros aus, die nicht älter als vier Jahre sind. Der Preis versteht Architektur als Dienst an der Gesellschaft und prämiert darum nicht bloß das gebaute Werk, sondern die Haltung eines Büros.
Mehr als Bauen: Das kann ein eigeninitiatives Projekt sein, ein moderierter Aneignungsprozess, ein Engagement für gute Baukultur, eine interdisziplinäre Arbeitsweise. Dennoch geht es nicht um gute Absichten allein, sondern um sichtbare Resultate, die eine starke Haltung auf den Boden der Realität bringen.

Diese drei Büros haben die Jury beeindruckt und wurden ausgezeichnet:

Industrielle Allesgestalter

„Daily Life Love“ heißt ein Langzeitprojekt der zwei in Zürich gestrandeten Romands Adrien Comte und Adrien Meuwly. Fotografisch sammeln sie räumliche Situationen und eigenwillige Momente der gebauten Welt. Der Alltag und die namenlose Architektur interessieren sie mehr als Bauikonen. Diese Offenheit und das Interesse an industriellen Materialien haben die Jury fasziniert.

Und außerdem das breite Schaffen: Hier das vorfabrizierte Holzhäuschen am Genfer Stadtrand, erweitert mit einer leichtfüßigen Längsstruktur. Da die Kunstintervention, die den Mistelbaum als metallisches Dreibein interpretiert. Dort das Vordach über einer Altbautür im Steingewand, reduziert auf ein filigranes Messingblech mit Spannseil. Hier der bewachsene Gartenkiosk mit Spiegeleffekten, da die im Wind flatternden Segel einer Buvette. Und dann sind da noch Lampen und Möbel. In einer Zeit, in der viele nach historischen Bezügen und lieblicher Farbigkeit suchen, ist diese minimalistische Härte und Leichtigkeit überraschend und frisch.

Handwerkliche Theoretiker

Kopf und Hand. Unterrichten, Bauen und Machen. Um diese Begriffe kreisen das Denken und Handeln des Büros Solanellas Van Noten Meister aus Zürich, bestehend aus Angel Solanellas Terés, Camiel Van Noten und Marianne Meister, die aus drei verschiedenen Ländern stammen und in Antwerpen an einem Workshop zusammenfanden. Sie alle reflektieren, forschen, publizieren und unterrichten Architektur. Das Gebaute ist klein aber fein.

Besonders angetan hat es der Jury ein Musikatelier in Winterthur, das als winziges Haus mit Steildach in einem Privatgarten steht. Das Kleid aus 1650 Keramikziegeln in 21 Blautönen ist ein Unikat. Im Atelier Kōbō, einem Workspace für Künstler, Designer und Handwerker, machen sie Materialrecherchen und selbstgebaute Möbel. Hier zeichnen sie ihre Projekte. Und hier kommen Kopf und Hand zusammen.

Naturbewusste Brückenbauerin

Die in Kirgisistan ausgebildete Architektin Saikal Zhunushova stellt mit ihrem Büro Oekofacta Mensch und Umwelt ins Zentrum. Ihre Architektur ist geprägt von natürlichen Baustoffen und vom passiven und solaren Bauen. Mit diesen Mitteln gibt sie einem Oberländer Flarzhaus von 1832 ein zweites Leben. Das neue Herz ist ein Speicherofen. Der Boden und die Fensterbank aus kräftigen Schiefersteinen wirken als passive Radiatoren. Sie sind trocken verlegt und damit so atmungsaktiv wie die lehmverputzen Holzbauwände. Und die Familie mit zwei Kindern packte fleißig mit an. Diese bodenständige Haltung hat die Jury überzeugt.

Vor allem aber gelingt es der Architektin, ihr Heimatland und die Schweiz in beide Richtungen zu verbinden. Das traditionelle Holzgerüst einer Jute ließ sie von kirgisischen Familien produzieren und stellte es hierzulande als Gartenpavillon auf. Den Slow-Fashion-Mantel aus 100 Prozent Wolle webt der Betrieb ihrer Mutter. Und dann geht die Architektin regelmäßig zurück in die Hauptstadt Bishek, organisiert Workshops und Seminare und holt Schweizer Fachplaner für energiesparende Bauprojekte ins Boot.

Architektin Saikal Zhunushova besetzt den dritten Platz des Foundation Award 2021.

Der Preis für Jungarchitekten

Der Foundation Award zeichnet drei junge Architekturbüros aus. Ihre Gründung darf nicht länger als vier Jahre zurückliegen. Der Sieger erhält eine moderne IT-Infrastruktur und viel Publizität im Gesamtwert von über 17'000 Franken. Das Büro auf dem 2. Rang erhält 4000 Franken, jenes auf dem 3. Rang 3000 Franken.

Die Jury des Foundation Award stützt sich bei ihrer Beurteilung auf das eingereichte Büroprofil der Teilnehmer, das knapp und mit wenigen Projekten das Besondere des Büros darstellt. In der Jury sitzen Elias Baumgarten (Chefredaktion swiss-architects.com), Palle Petersen (Redaktor Hochparterre), Andreas Ruby (Direktor Schweizerisches Architekturmuseum), Annette Spiro (Architektin und Professorin ETH Zürich), Selina Walder (Architektin bei Nickisch Walder, Flims), Scott Lloyd (Architekt bei T E N, Zürich – Gewinnerbüro 2020).

Den Foundation Award gibt es seit 2010. Die Trägerschaft des Awards bilden der Software-Distributor ComputerWorks, die Architektenplattform swiss-architects.com, der Schweizer Online-Kultursender art-tv.ch, der Hardwarehersteller HP Schweiz, das S AM Schweizerisches Architekturmuseum, die Messe Swissbau und das Architekturmagazin Hochparterre.

Teilnahmebedingungen und weitere Informationen unter www.foundation-award.ch.