Vectorworks Stipendium Die Gewinner:innen des Stipendiums 2022 stehen fest

Die Entscheidung ist gefallen! Die Preisträger:innen des Vectorworks Stipendiums 2022 stehen fest. Wir gratulieren den Gewinner:innen herzlich und freuen uns über die herausragenden Projekte aller Teilnehmenden.

Vier Entwurfsarbeiten ausgezeichnet

Zum sechsten Mal vergaben ComputerWorks und Vectorworks Inc. das Vectorworks-Stipendium, um kreative Studierende in planungs- bzw. designorientierten Studiengängen an Hochschulen und Schulen zu fördern.

Die Fachjury wählte aus den vielen Einreichungen aus der Schweiz vier innovative Arbeiten aus. Der erste Platz wird mit Fr. 2'500.– honoriert und es wurden aufgrund der herausragenden Qualität drei weitere Nominierungen mit je Fr. 500.– ausgezeichnet. Alle Entwürfe zeigten eine beeindruckende Vielfalt an kreativen Ideen und zeichnerischem Können.

Richard Diehl Award 2022

Zusätzlich hatten sich alle nationalen erstplazierten Gewinner:innen durch das Stipendium für den internationalen Richard Diehl Award qualifiziert, der mit 7.000 US-Dollar dotiert ist. Wir freuen uns besonders, dass sich im Bereich Innenarchitektur Michelle Wanitzek von der Hochschule Wismar diesen Preis sichern konnte – Gratulation!

© Michelle Wanitzek

Richard Diehl Award 2022 – Michelle Wanitzek – Projekt Nomad Coworking

Die Masterarbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung eines Coworking-Spaces inklusive Café in einem denkmalgeschützten Gebäude. Eine große Herausforderung stellte der Umgang mit dem geschützten Bestand dar, der sich aufgrund zu geringer Geschosshöhen als nicht nutzbar herausstellte.
Es folgte eine Entkernung, eine neue Tragstruktur sowie neue Geschossflächen. Die denkmalgeschütze Fassade bleibt bestehen, während im Inneren ein neuer Kern sichtbar wird, der das Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich macht.

Foto (© Jenni Bargetzi): Valentin Ribi, Blanka Dominika Major, Severin Jann (v.l.)

Gewinner Stipendium Schweiz: Blanka Dominika Major, Severin Jann, Valentin Ribi – Projekt food forms

Essen prägt wie kaum eine andere Tätigkeit unser alltägliches Leben und wurde gerade aus diesem Grund der Treiber der Masterarbeit «food forms» von Blanka Dominika Major, Severin Jann und Valentin Ribi. Essen und Kochen sind Tätigkeiten, die Menschen zusammenbringen. Orte des Essens sind heute aber grösstenteils Orte des Konsums, die profitorientiert organisiert sein müssen. In den Augen der Preisträger:innen braucht die Stadt jedoch öffentliche Innenräume, um sich zu treffen und zu bleiben, ohne diesem allgegenwärtigen Konsumzwang unterworfen zu sein.

Das Gebäude der ehemaligen Stadtküche am Zürcher Shilquai 340 wurde von ihnen ausgewählt, um dort durch einen Umbau exemplarisch einen Ort zu schaffen, der die Küche als Infrastruktur und offene Werkstatt als gemeinschaftlicher Raum für die Stadt zur Verfügung stellt. Mit einem Umbau wollen die Studierenden aufzeigen, dass die bestehenden Räume nach wie vor geeignet sind, ein neues Verständnis von Essen und Kochen zu behausen.

Die Geschichte des Gebäudes ist geprägt von Umbauten, an denen sich immer wieder die Veränderungen im Ernährungssystem Zürichs und der Schweiz ablesen lassen. Mit der Transformation der «Stadtküche» zur «Kochstatt», einer öffentlich nutzbaren Infrastruktur fürs Kochen, wollen sie ein weiteres Kapitel hinzufügen und die Qualität des Gebäudes zugänglich und wieder fühlbar machen.

Foto: Alex Nagel

1. Nominierung Schweiz: Alex Nagel – Projekt Extinguishing Horizon

01 Der Schutzwald brennt!
Der Wald kann ohne uns existieren, wir können jedoch nicht ohne den Wald existieren. 87% der Waldfläche im Kanton Wallis haben aus Sicht des Menschen eine direkte Funktion: Siedlungsgebiete und Infrastrukturbauten vor höhergelegenen Naturgefahren wie Lawinen, Steinschlägen und Murgängen zu schützen. Diese zentrale Aufgabe wird durch starke Waldbrände bedroht und ist im Katastrophenfall nur mit grossem Aufwand zu kompensieren.

02 Brandbekämpfung
Im Kanton Wallis ist in 9 von 10 Brandfällen die Ursache auf menschliche Unachtsamkeit zurückzuführen. Die Brandorte innerhalb der Waldfläche sind an das Bewegungsmuster der Menschen gebunden und daher unvorhersehbar. Der Feuerwehr bleibt nach Eingang der Meldung 30 Minuten Zeit, um den Brand unter Kontrolle zu bringen. Kann sich das Feuer dennoch vom Boden– zum Kronenbrand (Hitze über 1000°C) entwickeln, werden die Löscharbeiten auf die Unterbindung der seitlichen Ausbreitung konzentriert. Während Tanklöschfahrzeuge Mensch und Material ins Feld führen, ist der Helikopter als Wassertransport (800 Liter/Ladung) von zentraler Bedeutung.

03 Wasserentwicklung
Die ansteigenden Temperaturen führen zur Verflüssigung der alpinen Wasserspeicher. Über Jahrhunderte haben die Gletscher und Schneeflächen Wasser in Form von Eis gebunden, diese natürlichen Speicher fliessen kontinuierlich ab. Die Veränderung des Aggregatszustandes hin zum Niederschlag wird die Abflussmenge auf punktuelle Gewitter konzentrieren. Die schwierig verortbaren Extremereignisse werden unser auf konstante Quellen ausgelegtes Wassersystem vor Versorgungsprobleme stellen.

04 Wasserspeicher
Nebst der Abflussform beeinflussen die klimatischen Veränderungen auch die Temperaturextreme: Hitze– und Trockenperioden werden häufiger auftreten und länger andauern. Um die Löscharbeiten während dieser Wasserknappheit zu bewältigen, wird ein dichtes Netz an Speichern zwingend sein, welches zudem mit den Abflussschwankungen umgehen kann.

Foto: Jonas Schüpbach

2. Nominierung Schweiz: Jonas Schüpbach – Projekt Isle of Frogs

Im Projekt beschäftigte sich Jonas Schüpbach mit der möglichen Entwicklung des Geländes des heutigen KKWs Gösgen. Mit Bezug auf «Land Art» aus den 1960ern, schrumpfender Feuchtgebiete in der Schweizer Kulturlandschaft und dem Bedürfnis, die Kernkraftwerke in Erinnerung zu behalten, ist ein Landschaftspark in stetigem Wandel entstanden. Mit einer aus dem Tagebau angelehnten Maschinerie wird Erde in einer Sisyphusarbeit immer wieder neu aufgeschüttet, auf dass Pflanzen darin Fuss fassen und den Hang abstützen.

Protagonist ist eine bereits heute vor Ort existierende Kolonie von Gelbbauchunken. Die vom Aussterben bedrohte Art ist Zeitzeuge seit der Entstehung eben jener Erdschicht, in die das radioaktive Erbe unserer Zeit eingelagert wird. Vertiefte Recherche zur Umsetzung des Atomausstieges, der Region rund um Gösgen, vom Aussterben bedrohten lokalen Spezies und der Geologie der Schweiz führten zu diesem Projekt.

Foto: Ramona Scheller, Rabea Heilos (v.l.)

3. Nominierung Schweiz: Rabea Heilos, Ramona Scheller – Projekt Wohnen in Basel

Im Quartier Kleinbasel, am Claragraben, befindet sich ein Ensemble von Mehrfamilienhäusern und einem schräg stehenden Doppelhaus im Hinterhof. Dieses wurde Ende des 19. Jahrhunderts, noch vor der Mehrheit der umliegenden Gebäude, an einer ehemaligen Gasse mit Zisterne errichtet. Das Konzept sieht vor, den Blockrand zu schließen, die Liegenschaft mit einem straßenseitigen Vorderhaus zu ergänzen und dieses mit dem historischen Hinterhaus zu verbinden.

Rabea Heilos und Ramona Scheller konnten sich durch einen Besuch des Claragrabens in Basel einen ersten Eindruck über den Bauplatz verschaffen. Die Bausubstanz wollten sie von dort an bestehen lassen. Sie setzten sich intensiv mit der funktionellen Nutzung auseinander und wie die Bewohner des neuen Ensembles miteinander leben wollen.

Eine Treppe holt die Bewohner im offenen Erdgeschoss ab und führt diese über eine Eingangstüre in das Foyer. Von diesem wird entweder das gemeinschaftliche Vorderhaus oder das private Hinterhaus über eine seitliche Passerelle erschlossen. Das zentrale Bindeglied ist einerseits die Passerelle, aber auch der Zwischenhof der von den drei Volumen umschlossen wird. Die Gemeinschaftswohnräume im Vorderhaus sind funktionsoffene Raumzonen, die das Kochen, Essen und Zusammenleben ermöglichen und frei möbliert werden können.

Die Galerie dient als Verbindung innerhalb des Wohnraumes, aber auch zum Hof. Eine durchgehende Wendeltreppe, die auch als Cheminée dient, führt auf die Dachterrasse, die zum Verweilen einlädt. Im privaten Hinterhaus gibt es drei Wohnungstypen, die für verschiedene Alters- und Zielgruppen angedacht sind.

Vorgestellt und nachgefragt

Wir gratulieren allen Gewinner:innen ganz herzlich! Die prämierten Entwürfe und ihre Verfasser:innen werden in den nächsten Wochen noch detailliert in unserer Blogserie „Vorgestellt und nachgefragt“ betrachtet.