5 Fragen an Gewinner Architektur Studenten im Interview

Yvonne Corinna Paul und Timo Berg studieren Architektur im Master an der BTU Cottbus Senftenberg. Ihre Entwurfsarbeit „How To Use This Place“ wurde beim 160.Schinkelwettbwerb mit einem Sonderpreis im Bereich Architektur prämiert. Die beiden Studierenden haben uns 5 Fragen beantwortet.

Sonderpreisträger Schinkelwettbewerb 2015 - Yvonne Corinna Paul, Timo Berg
Sonderpreisträger Schinkelwettbewerb 2015: Yvonne Corinna Paul, Timo Berg

Wie sind Sie als Entwurfsteam an die Aufgabenstellung herangegangen?

Unser Entwurf ist ein architektonischer sowie künstlerischer Lösungsvorschlag, der mit minimal invasiven Eingriffen arbeitet. Wir führten eine sehr detaillierte Bestandsaufnahme des Entwurfsgebiets durch. Ebenfalls zogen wir in unsere Untersuchung die angrenzenden, bereits funktionierenden Wohngebiete mit ein, die durch das Entwurfsgebiet erschlossen werden. Wir stellten fest, dass das Entwurfsgebiet ausschließlich eine Transitzone darstellt. Gleichzeitig fanden wir viele Orte mit großen Potentialen vor. Für eine hohe Aufhaltungsqualität würden minimal Eingriffe eine erhebliche Aufwertung des Bestandes erzielen können. Hierzu haben wir versucht eine Planung auf theoretischer Basis zu entwickeln, ohne die Richtung zur tatsächlichen gebauten Struktur zu schnell vorzugeben. Daraus wiederum konnten subtile bauliche Eingriffe formuliert werden, von diesen Eingriffen wurden zwei dem Wettbewerbsausschuss präsentiert.


Das Konzept Ihres Entwurfs in ein paar Worte gefasst.

Passive Passanten, sollen zu aktiven Nutzern werden.

Die diesjährige Problemstellung wurde von uns recht frei gelöst. Durch eine schrittweise und einfühlsame Vernetzung, die es ermöglicht bereits vorhandene Potentiale aufblühen zu lassen, sollen die beiden angrenzenden Quartiere als Entwicklungshilfe dienen. Alleine durch deren infrastrukturelle Verknüpfung soll das Gebiet dazwischen revitalisiert und mit Hilfe der Weiterformulierung ihrer Potentiale gestärkt werden. Die gewählten Programme für die Eingriffe sind vielseitig und umfangreich. Sie bieten vielen Bewohnern des Quartiers verschiedene Möglichkeiten, ohne dabei andere Anwohner auszuschließen. Es soll ein Ort geschaffen werden, der den existierenden Durchgangsverkehr zur Verlangsamung, zum Anhalten, Verweilen und Teilnehmen animiert. Dieser Bruch wandelt den Ort von dem durch den Transit beherrschten Raum, zu einem durch die Benutzer gleichermaßen bespielten sowie belebten Ort ab.

Streetcinema Intervention - Kulisse als Kunst
Streetcinema Intervention - Kulisse als Kunst (© Paul, Berg)

Zum Erstellen der 2D-Pläne haben Sie Vectorworks eingesetzt. Welche Funktion fanden Sie besonders praktisch?

Nicht nur bei diesem Projekt, sondern auch bei vielen vorangegangen Projekten, war es sehr praktisch die Pläne in Vectorworks softwareintern und non-destructive entwickeln zu können. Das heißt wir konnten von der Entwurfsplanung bis hin zur 2D Visualisierung und zum fertigen Wettbewerbslayout softwareintern arbeiten.

Auf welche Kriterien sollten Studierende bei einer Wettbewerbsteilnahme achten?

Einige Entscheidungen werden bereits von den Vorprüfern des Wettbewerbs getroffen. Deshalb ist die Einhaltung der Vorgaben des Auslobers beispielsweise an Format und Abgabeleistungen durchaus wichtig, um mit dem Entwurf in die nächste Runde zu gelangen. Dennoch sollten weder die Idee, der eigene Stil und die eigenen Vorstellungen auf Kosten von Formalien eingeschränkt werden.

Ebenfalls ist die Lesbarkeit und Verständlichkeit der Pläne ein entscheidendes Kriterium. Ideen und Konzepte, die nicht im Plan bzw. visualisiert dargestellt werden, sondern nur textlich erläutert werden, finden meist weniger Beachtung.

Haben Sie Tipps für Architektur Studenten?

Diese Frage lässt sich nicht leicht beantworten. So definiert sich mittlerweile das Berufsbild des Architekten oftmals in Spezialisierungen, aber auch in anderen Tätigkeitsfeldern [...]. So bedeutet die Ausbildung zum M. Sc. in Architektur oftmals auch Tätigkeitsfelder in anderen Branchen einnehmen zu können. Denken, Umdenken, Konzeptionieren, Bezüge herzustellen und Antworten auf Probleme und Fragestellungen geben zu können wird gelehrt und erlernt. Deshalb ist aus unserer Sicht eine vorzeitige „Spezialisierung“ während des Studiums nicht maßgeblich, sondern eher ein breites Spektrum zu ertasten, zu erfahren, um sich in den unterschiedlichsten Aufgabenstellungen behaupten zu können. Das Studium ist die Zeit des eigenen ungehinderten und kreativen Tatendranges und so sollte man stets danach handeln, um nie die Freude daran zu verlieren.