raumwerk Wie digitale Kalkulation und Planung Bausubstanz schützen kann

In Wolfsburg sanieren die Architekt:innen von raumwerk eine Wohnanlage aus den 1960er-Jahren. Dank digitalem Bestands- und Planungsmodell in Vectorworks können sie den achtgeschossigen Wohnbau exakt erfassen, relevante Daten mit Fachplanungsbüros teilen und so die Risiken für das Open BIM-Projekt reduzieren.

Bestandsbild und Rendering der Wohnanlage Mozartstraße in Wolfsburg

Der achtgeschossige Wohnbau in der Mozartstraße in Wolfsburg stammt aus einer Zeit, in der Wärmeschutz und Energieeinsparung keineswegs geregelt waren. Die kompakten, insgesamt 88 Wohnungen im Bestand sind als Betonfertigteilkonstruktion in den späten 1960er-Jahren gebaut worden. Die Wohnanlage ist heute im Besitz der Volkswagen Immobilien GmbH in Wolfsburg. Das Büro raumwerk aus Frankfurt am Main saniert die Wohnanlage nun von Grund auf.

Offener Planungsansatz mit Vectorworks

Das Büro raumwerk arbeitet bereits seit vielen Jahren mit Vectorworks und setzt auf Open BIM bei ihren vielfältigen Projekten. Der Vorteil: Ein von raumwerk erstelltes Gebäudemodell kann für alle eingebundenen Fachplanungsbüros die Basis sein. Ihre Fachplanungen können sie IFC-basiert, also system- und herstelleroffen, in das Projekt einbringen.

Im Wolfsburger Projekt entstehen die Fachplanungen zwar auf 2D-Plänen, welche die Architekt:innen in ihr Gebäudemodell einarbeiten. Aber das ist längst nicht mehr bei allen Projekten so. Limitierend ist hierbei keineswegs die Architekturplanung in Open BIM, sondern vielmehr das erst langsam wachsende Verständnis der eingebundenen Fachplanungsbüros, die sich den Nutzen von BIM nur allmählich erschließen.

Visualisierung eines neuen Wohnungsgrundrisses. Die Schottenbauweise aus den 1960er Jahren wurde erhalten, die Wohnungsgrundrisse wurden daher bis auf wenige Ausnahmen nur geringfügig verändert

Breiter Einsatz des BIM-Modells

Die modellbasierte Planung in Vectorworks erfolgte in zwei Schritten: Zum einen gab es das Bestandsmodell, in dem die Abrissplanung eingearbeitet ist. Damit ließen sich zuverlässig alle Massen und Mengen ermitteln, die für die Ausschreibung der Abriss- und Umbauarbeiten relevant waren. Zum zweiten gibt es das Planungsmodell, das die komplette Architekturplanung mit allen Fachplanungen abbildet.

Für raumwerk liegt der Mehrwert durch BIM längst auf der Hand: Mit Vectorworks können sie alle Projektphasen begleiten, sodass bei ihnen die BIM-Planungssoftware vom Wettbewerb bis in die Ausführungsplanung hinein zum Einsatz kommt. Das BIM-Modell nutzen sie neben der Kostenplanung und Massen- und Mengenermittlung vor allem für ihre Pläne, die sie aus dem Architekturmodell ableiten. Mit dem offenen IFC-Modell fällt außerdem der Austausch mit Fachplanern oder externen Visualisierungsbüros leichter.

Die zentrale Laubengangerschließung bleibt erhalten. Eine thermische Trennung von belüftetem Außenraum und Fassade war dennoch zwingend erforderlich, denn die neue Gebäudehülle muss die geltenden energetischen Anforderungen erfüllen

Effizienz und Zeitgewinn für mehr Qualität

Letztlich ist das konzertierte Zusammenspiel aller Teamplayer ein wichtiger Erfolgsfaktor im Wolfsburger Projekt, das mithilfe der bei raumwerk etablierten Planungsmethode BIM auch für diese Sanierung Anwendung findet. Und das selbst vor dem Hintergrund, dass noch nicht alle Planungsbeteiligten modellbasiert arbeiten. An dem Effizienz- und Qualitätsgewinn partizipieren alle. Grundrissalternativen, schnelle Ad-hoc-Visualisierungen direkt aus dem Gebäudemodell, in der Baubesprechung mit dem Bauherrn oder der virtuelle Gang mittels VR durch die neu gestaltete Architektur schaffen Planungssicherheit. Und verbessern so nicht zuletzt auch die Kommunikation zwischen den Projektbeteiligten.

Der vollständige Artikel "Wie sich Bauen im Bestand rechnet" von Tim Westphal über den Umbau einer Wohnanlage in Wolfsburg ist in der DBZ 11/2022 erschienen.