
Seit Update 4 steht Architekturbüros in Vectorworks 2025 eine neue Funktion zur Verfügung, die Nachhaltigkeit bereits in der frühen Entwurfsphase in den Mittelpunkt stellt: der CO₂-Fußabdruck-Rechner. Er ermittelt unkompliziert und nachvollziehbar die CO₂-Bilanz eines Gebäudes direkt aus dem BIM-Modell.
Rund 40 Prozent der globalen CO₂-Emissionen entstehen im Bausektor. Besonders kritisch ist dabei die sogenannte graue Energie. Emissionen, die bei der Herstellung, beim Transport, Einbau und der Entsorgung von Baumaterialien entstehen. Sie sind zum Zeitpunkt der Fertigstellung bereits vollständig emittiert und lassen sich nachträglich nicht mehr verringern.
Genau hier setzt der CO2-Fußabdruck-Rechner an. Die interaktive Tabelle ist direkt in Vectorworks integriert. Die Tabelle identifiziert im Vectorworks-Modell automatisch das Material und Volumen von Objekten und berechnet die Treibhausgas-Emissionen über die Lebenszyklen A, B und C gemäß BS EN 15978 eines Gebäudes. So werden bereits in frühen Projektphasen fundierte Daten zur CO₂-Bilanz eines Projekts ermittelt. Für alle, die sich in Wettbewerben, Baugesuchen oder Projektentwicklungen mit der Nachhaltigkeit ihres Entwurfs auseinandersetzen, wird der CO2-Berechner damit zu einem zentralen Bestandteil des Planungsprozesses.
Ausgezeichnete Innovation
Dass die Funktion keine Spielerei ist, sondern ein ernst zu nehmendes Instrument, zeigt die Resonanz in der Branche. Das Tool wurde im Rahmen der International Business Awards mit dem renommierten Stevie® Award in der Kategorie „Sustainability Initiative of the Year“ ausgezeichnet. Gewürdigt wurde der Beitrag zur Reduktion von CO₂-Emissionen in der Architektur sowie die intuitive Umsetzung innerhalb der bekannten Vectorworks-Umgebung.
Entwickelt hat das Tool das Vectorworks-Produktteam unter Leitung von Luka Stefanović, einem ausgebildeten Architekten und Spezialisten für nachhaltige Planungsprozesse. Die Idee: Architekturschaffenden ein Werkzeug an die Hand geben, das leicht zu bedienen ist, aber tiefgreifende Aussagen ermöglicht.
So funktioniert der CO₂-Rechner
Der Einstieg gelingt einfach und intuitiv. Das Tool ist als Vorgabe-Tabelle in Vectorworks enthalten und wird mit "Tabelle aus Vorgabe" (Befehl "Tabelle anlegen" im Menü "Extras") aufgerufen. Die Tabelle greift direkt auf das BIM-Modell zu und nutzt hinterlegte Materialdaten, um eine erste CO₂-Bilanz zu erstellen.
1. Modellieren wie gewohnt: Die Basis des Rechners ist das 3D-BIM-Modell in Vectorworks. Alle Bauteile wie Wände, Decken, Fenster, Türen, Möbel etc. werden wie gewohnt modelliert. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich der Entwurf noch in einer frühen Phase befindet oder bereits detaillierter ausgearbeitet ist.
2. Materialien zuweisen: Jedes Bauteil wird mit einem Material verknüpft. Vectorworks liefert eine umfassende Bibliothek an Materialien, die mit Werten zu Dichte, Volumen und Nachhaltigkeit ausgestattet sind. Die mitgelieferten Materialien wurden von den Organisationen KBOB, ecobau & IPB erarbeitet. Es lassen sich aber auch Nachhaltigkeitsdaten anderer Organisationen einsetzen. Zusätzlich können produkt- oder herstellerspezifische EPDs eingebunden werden. Solche eigenen sich besonders für den Einsatz des CO₂–Rechner in späteren Planungsphasen.
3. Automatische Berechnung: Sobald das Modell mit Materialien verknüpft ist, übernimmt der Rechner die Arbeit. Anhand der verbauten Mengen und der jeweiligen CO₂-Faktoren wird gesamthaft die im Projekt enthaltene graue Energie ermittelt. Die Ergebnisse lassen sich nach Bauteilen oder Materialien aufgeschlüsselt darstellen.
4. Varianten vergleichen und optimieren: Das größte Potenzial entfaltet der CO₂-Fußabdruck-Rechner in der Entwurfsphase. Bereits hier können Architekten und Architektinnen die Folgen unterschiedlicher Konstruktionslösungen, Materialwahl oder Gebäudetypologien auf die Nachhaltigkeit des Entwurfs abschätzen, vergleichen und fundierte Entscheidungen in ihrem Sinn treffen. Die Ergebnisse lassen sich exportieren, weitergeben und dokumentieren.
Vielfältige Benefits
Architekturbüros, die den Rechner bereits einsetzen, berichten von konkreten Vorteilen: Der CO₂-Fußabdruck kann als Teil der Nachhaltigkeitsstrategie dokumentiert werden, ein Pluspunkt im Juryverfahren. Außerdem helfen grafisch aufbereitete Daten, Entscheidungen im Sinne der Nachhaltigkeit verständlich darzustellen. Und die Abschätzungen erlauben nun eine messbare, nachvollziehbare Aussage darüber, ob eher die Holzkonstruktion oder die Massivbauweise ökologisch vorteilhaft ist, und ob sich die Mehrkosten lohnen.
Der CO₂-Fußabdruck-Rechner fügt sich nahtlos in bestehende BIM- und Planungsworkflows ein. Dank offener Standards wie IFC, CSV oder Excel-Export lassen sich die Ergebnisse auch in andere Tools überführen etwa für LCA-Analysen oder Umweltzertifizierungen.
Auch die Kombination mit Energos, dem Energiemodul von Vectorworks, ist möglich: So lassen sich Betriebs- und graue Energie gemeinsam betrachten. Das ist ein entscheidender Schritt hin zu einer ganzheitlichen Ökobilanz eines Gebäudes.
Die Nutzung des CO₂-Fußabdruck-Rechner ist in Vectorworks Architektur ab Version 2025 Update 4 enthalten. Weitere Informationen zur Verwendung finden sich in der Vectorworks University.
Ausprobieren kann man den CO₂-Rechner auch live mit der Testversion von Vectorworks.